Bestandsschutz in der Benutzung – ein Spannungsfeld?

Die Bibliothek des Deutschen Literaturarchivs Marbach ist eine wissenschaftliche Spezial-
und Forschungsbibliothek für neuere deutsche Literatur von der Aufklärung bis zur
Gegenwart. Mit über 1,6 Millionen Medieneinheiten, darunter zahlreiche unikale Bestände
wie Nachlässe und Autorenbibliotheken, steht die Bibliothek in einem permanenten
Spannungsverhältnis zwischen dem Auftrag zur Bewahrung und dem Anspruch auf Nutzung.
Enthaltene Provenienzspuren und einzigartige und sensible Materialität machen viele Objekte
besonders schützenswert.

Der Vortrag beleuchtet die Maßnahmen und Strategien, mit denen die Bibliothek des DLA
Marbach in jüngster Zeit den Erhalt seiner Bestände stärker ins Bewusstsein von
Mitarbeitenden und Benutzenden rückt.

Im letzten Jahr hat sich die Bibliotheksleitung mit den Referaten Bestandserhaltung und
Benutzung zusammengetan, um Maßnahmen zur Sensibilisierung und Schulung im Umgang
mit empfindlichem Bibliotheksgut zu entwickeln. Ein erster Schritt war die Erstellung und
Überarbeitung von Merkblättern und Handreichungen für die Benutzung. Es wurden
Hilfsmittel angeschafft und an allen relevanten Stellen im Haus verteilt. Wesentlich war ein
Vortrag bei einer Mitarbeitendenversammlung, bei der auch ganz praktisch der Einsatz von
Hilfsmitteln gezeigt wurde. Benutzende werden bei der Katalog-Einführung auf den
Bestandsschutz aufmerksam gemacht, erhalten bei der ersten Bestellung ein Merkblatt
ausgehändigt und werden bei der Benutzung von besonders sensiblen Materialien begleitet.
Ergänzt wurden diese Maßnahmen durch eine Analyse von Regelungen anderer
vergleichbarer Einrichtungen sowie durch kollegialen Austausch vor Ort. Ziel ist es,
praktikable, übertragbare Standards zu entwickeln und eine Balance zwischen Zugänglichkeit
und Erhaltung zu finden.

Der Vortrag stellt die entwickelten Maßnahmen vor, reflektiert erste Erfahrungen und gibt
einen Ausblick auf nächste Schritte im Spannungsfeld zwischen Bestandsschutz und
Benutzung.