Auf Schatzsuche in der Bibliothek für Zeitgeschichte – Die Sammlung „Neue Soziale Bewegungen“

Seit über 100 Jahren sammelt die Bibliothek für Zeitgeschichte (BfZ) in Stuttgart verschiedenste Medien zu den Themen Kriege, Konflikte und Protestbewegungen. Damit ist sie eine der größten Spezialbibliotheken für Zeitgeschichte in Europa.

In diesem Beitrag soll es um einen Teil der Sammlung der BfZ gehen, der in den letzten 15 Jahren ein wenig in Vergessenheit geraten ist - die Sammlung „Neue Soziale Bewegungen“ (NSB), früher „Dokumentationsstelle für unkonventionelle Literatur“ genannt. Sie entstand vor knapp 50 Jahren auf Initiative der DFG. In deren Auftrag sammelte die BfZ von 1972 bis 2005 bundesweit Medien der 68er-Bewegung und denen aus ihr hervorgegangenen gesellschaftlichen Strömungen und Gruppierungen. Die Sammlung erfasste Veröffentlichungen von Bürgerinitiativen, politischen Gruppierungen und kleinen Parteien sowie von Einzelpersonen. Im Fokus stand dabei sogenannte „graue Literatur“, hauptsächlich Flugblätter, Plakate, Broschüren und Zeitschriften.

Das Ende der Förderung durch die DFG bedeutete einen Bruch in der Entwicklung der Sammlung. Die Sammeltätigkeit wurde fast vollständig eingestellt und die Arbeiten wurden nur im Bereich der Katalogisierung von bereits vorhandenen Zeitschriften und Broschüren weitergeführt. Zurzeit wird eine Erschließungs- und Digitalisierungsstrategie für weitere Bereiche der Sammlung erarbeitet.

Die Ereignisse der letzten Jahre zeigen, dass politischer Protest nach wie vor brandaktuell und von großer gesellschaftlicher Bedeutung ist. Der historische Bestand der BfZ ist eine wichtige Quellensammlung zum Verständnis der heutigen Proteste. Es stellt sich nun aber vor allem die Frage, wie die Dokumentation von Bewegungen in Zeiten von Facebook, Twitter &Co aussehen soll und wie die Sammeltätigkeiten wieder aufgenommen werden könnten.